Fridays For Future Rede 17.12.2021

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Wir alle kennen diese Katastrophen-Filme aus dem Kino. Diese Filme, in dem ein Asteroid auf die Erde zurast, und alle Länder der Welt auf einmal ihre Streitigkeiten beiseitelegen und zusammenarbeiten. Eine Hand voll Wissenschaftler:innen und ein mutiger Held schaffen es am Ende, den Asteroiden in die Luft zu sprengen. Aber gerade erleben wir zwei Krisen gleichzeitig und wir merken, dass diese Filme uns Bullshit erzählt haben. Im Gegensatz zu den Filmen wollen die Staatsoberhäupter die Gefahr nicht wahrhaben, spielen sie runter. Trotz der dringlichen Warnungen von Wissenschaftler:innen.
Da befinden wir uns also jetzt in dem real gewordenen Katastrophenfilm und merken, dass diese Geschichten, die wir uns selbst als Gesellschaft erzählt haben, allesamt nutzlos sind. Der eine Held aus unseren Filmen, taucht einfach nicht auf. Die Wunder-Technologien sind alle längst da, aber Impfstoffe und Erneuerbare Energien wollen nicht verwendet werden. Kein Mensch kann sagen, er hätte von der Gefahr nicht wissen können, aber als Motivation fürs Handeln reicht es nicht aus. Es wird also Zeit für neue Geschichten.
Geschichten, in denen nicht ein Held die Welt rettet, sondern viele Menschen. Geschichten, in denen nicht auf Wunder gewartet wird, sondern in denen man heute schon nach besten Wissen handelt! Geschichten, in denen Klimaschutz nicht als Verzicht dargestellt wird, sondern als unverzichtbar für ein besseres Leben für alle. Geschichten, die das Menschenmögliche erzählen: Wenn wir wollen, können wir 10 Milliarden Menschen auf dieser Erde ernähren, ohne dabei die ökologischen Grenzen zu überschreiten. Wenn wir wollen, können das Vielfache des weltweiten Energiebedarfs mithilfe von Sonnenenergie decken.
Ja es stimmt, wir sind die letzte Generation, die den Klimawandel noch aufhalten kann. Aber was wäre, wenn wir auch die erste Generation sind? Die erste Generation, die es schafft, den Hunger zu besiegen. Die erste Generation, die sich weder Ruhm und Ehre noch das Bruttoinlandsprodukt als Ziel setzt, sondern das Wohlergehen aller Menschen und des Planeten. Die erste Generation, die gut leben kann, ohne dass andere dafür schlecht leben müssen. Die erste Generation, für die Menschenrechte keine Vorschrift auf Papier ist, sondern eine Art zu Leben. Was wäre, wenn wir die Generation sind, die das Artensterben gestoppt hat. Die 2018 für ihre Zukunft auf die Straße gegangen ist.

Die nach drei Jahren Streiken bei Regen, Schnee und Sonne, bei Kälte und Hitze, bei Sturm und Flaute dafür gesorgt haben, dass Braunschweig 2030 klimaneutral wird. Die sich im Jahr 2021 nicht mit dem bloßen Versprechen zufrieden gegeben hat, sondern den Druck erhöht hat. Die Generation, die gestreikt hat, bis Braunschweig im Jahr 2022 mehr als 60 neue Klimaschutzstellen besetzt hat. Die Generation, die weiter gemacht hat, als der Bohlweg im Jahr 2023 autofrei wurde. Die nicht locker gelassen hat, bis auf jedem geeignete Dach in Braunschweig 2026 eine Solaranlage glänzte. Die Generation, die 2028 die Gasturbinen von BS|Energy zum Stoppen und die Fahrräder in der ganzen Stadt ins Rollen gebracht hat. Die Generation, die im Jahr 2029 das Grau aus der Stadt verbannt hat und ein grüner Park auf dem Schlossplatz Einzug gehalten hat.

Die erste Generation, die endlich zur Klimaneutralität 2030 eine so laute Party geschmissen hat, dass in Wolfsburg die Fabriken gezittert haben. Und wenn ihr diese erste Generation von vielen sein wollt, die diese Geschichten Wirklichkeit macht, dann nehmt eure Freunde und kommt zu Fridays for Future. Die heutige Zeitpunkt ist einzigartig in der Geschichte der Menschheit. Noch nie war eine Generation so mächtig. Was wir in den nächsten Jahren tun, beeinflusst das Klima auf der Erde auf Jahrhunderte. Und wir entscheiden, welche Filme später über diese Zeit gedreht werden: lasst uns dafür sorgen, dass es Komödien sind.

 

Die Rede wurde gehalten von:

Hauke Schlesier (26), Student Nachhaltige Energietechnik, Masterarbeit: „Ressourcenbudgets für eine ökologisch sichere und sozial gerechte Welt: Abschätzung des sicheren und gerechten Handlungsspielraums der Menschheit mithilfe der ERA-Methode“. 

 

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